Veröffentlicht am 17. November 2024

Volkstrauertag in der Wilhelm-Leuschner-Schule der Gemeinde Niestetal

Meinungsbeitrag

Die Gemeinde Niestetal lud am Sonntag, den 17. November zum Volkstrauertag in die Wilhelm-Leuschner-Schule ein. Unter dem Motto „Frieden und Völkerverständigung“. Für unsere Demokratie-Initiative durfte unsere Referentin, Johanna Kindler, die Gastrede zum Zusammenhalt der Gesellschaft halten. Die Volkstrauertagrede findet hier als Meinungsbeitrag zum nachlesen.

Gemeinsam in Frieden leben

Der Volkstrauertag erinnert uns an die Schrecken der Kriege und die Bedeutung des Friedens. In einer Zeit, in der Konflikte weltweit präsent sind und oft das Gefühl herrscht, dass die Gesellschaft auseinanderdriftet, ist dieser Tag ein Aufruf, innezuhalten und sich zu besinnen. Und sich zu Fragen: Was trägt uns durch all die Krisen? Unsere Werte!

Mehr als 40.000 Türschilder haben wir seit 2018 in die ganze Welt verschickt. Und hinter jeder Bestellung steckt ein Mensch, der sich entschieden hat, für Werte einzustehen. Für Freiheit, Vielfalt, Mitmenschlichkeit und Demokratie. Diese Werte sind das Fundament unserer Gesellschaft und gerade jetzt wichtiger denn je.

Es gibt unzählige Krisen, die uns beschäftigen – von den politischen Spannungen in den USA bis zu den dramatischen Ereignissen im Nahen Osten und dem Krieg in der Ukraine. Aber was uns all diese Konflikte lehren, ist das unerschütterliche Festhalten an unseren demokratischen Prinzipien. Diese Prinzipien dürfen nicht dem politischen Streit oder der Hetze geopfert werden. Sie sind es, die uns zusammenhalten, gerade in Zeiten der Unsicherheit.

Ein wesentlicher Aspekt der Demokratie ist der respektvolle Austausch. Wir müssen uns wieder auf das besinnen, was uns eint, anstatt uns in den Spalten unserer Gesellschaft zu verlieren. Leider wird der politische Streit heute von den Feinden unserer offenen Gesellschaft missbraucht, um Institutionen zu diskreditieren und die demokratischen Spielregeln infrage zu stellen. Doch der Volkstrauertag erinnert uns daran, dass es nicht um den Sieg des eigenen Standpunkts geht, sondern um das gemeinsame Ziel: Eine Gesellschaft, die auf Zusammenhalt und Respekt basiert.

Das bedeutet nicht, dass wir nicht streiten dürfen. Aber der Streit muss auf Grundlage von Anstand und Respekt geführt werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Feinde der Demokratie unsere Werte untergraben. Stattdessen sollten wir die Kräfte feiern, die uns zusammenbringen:

  • Sprechen wir über die Mitmenschlichkeit der Freiwilligen, die seit dem 7. Oktober jede Woche vor der Kasseler Synagoge zum „Wächterdienst“ kommen. Und den Jüdinnen und Juden bei uns einen sicheren Gottesdienst ermöglichen.
  • Sprechen wir über den Mut der Bürger*innen in Wesertal. Nachbarn, die gemeinsam verhindert haben, dass ein Rechtsextremist einen Begegnungsort für Neo-Nazis eröffnet.
  • Denken wir an die Solidarität der Menschen von den großen Demonstrationen für Demokratie und Vielfalt auch hier in Nordhessen. Als Rechtsextremisten Pläne schmiedeten, um unsere Freunde, Kollegen und Mitbürger*innen auszuweisen.

Der Volkstrauertag ruft uns dazu auf, unsere Menschlichkeit nicht zu verlieren. Er erinnert uns daran, dass wir, ungeachtet unserer politischen Überzeugungen, für die Werte der Demokratie einstehen sollten. Und genau das tun die vielen Menschen, die sich für eine offene und vielfältige Gesellschaft engagieren – mit kleinen Gesten, wie einem Türschild, aber auch mit großem Mut und Engagement.

Lassen Sie uns gemeinsam für eine Gesellschaft eintreten, die auf den Prinzipien der Demokratie und des Respekts beruht. Der Volkstrauertag mahnt uns, die Werte, die uns verbinden, nie aus den Augen zu verlieren. Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass diese Werte auch in Zukunft lebendig bleiben.