Veröffentlicht am 23. Mai 2024

Erstwahlprofis zur Europawahl in Wolfhagen

Allgemein
  • Erstwählende lassen sich für den Einsatz im Wahllokal ausbilden
  • Jugendliche unterstützen die Demokratie ehrenamtlich
  • Wolfhagen setzt Nachwuchs gleich im Wahllokal ein

Es ist ein absolutes Novum in Hessen: Zum ersten Mal dürfen im Bundesland auch 16- bis 18jährige an einer Wahl teilnehmen. Genau gesagt 380.000 junge Hessinnen und Hessen unter 18 Jahren haben zur Europawahl am 9. Juni Stimmrecht. Doch mehr als das: Sie dürfen nicht nur ihre Stimme abgeben, sondern auch an der Durchführung und Organisation der Wahl selbst mitwirken. Das machte sich die Stadt Wolfhagen (Kreis Kassel) zu Nutze: Als erste und wohl einzige Kommunen in Hessen hat die Stadt Wolfhagen gemeinsam mit „Offen für Vielfalt“ und Politik zum Anfassen e.V. das Projekt „Erstwahlprofis“ umgesetzt. Die Kommune hat dabei gemeinsam mit den Kooperationspartnern Workshops zur Schulung von jungen Wahlhelferinnen und Wahlhelfern angeboten – und wird die Jugendlichen anschließend direkt in den Wahllokalen der Stadt einsetzen.

„Erstwählende werden zu Wahlhelferinnen und Wahlhelfern ausgebildet und bei der Europawahl direkt in der Herzkammer der Demokratie eingesetzt – im Wahllokal“, erklärt Michael Sasse, Vorsitzender der nordhessischen Demokratie-Initiative Offen für Vielfalt e.V. das Konzept: „Demokratie ist kein Selbstläufer. Gerade die Wahlbeteiligung junger Menschen fällt derzeit niedrig aus. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, wer früh von seinem Mitbestimmungsrecht Gebrauch macht, wird auch sein restliches Leben lang eher an Wahlen teilnehmen. Junge Menschen müssen daher schon früh in demokratische Prozesse einbezogen werden. Denn das stärkt langfristig unsere Demokratie.“

Für die Initiative ist die Kooperation mit den Erstwahlprofis eine logische Schlussfolgerung. Die Initiative wirbt seit ihrer Entstehung im Jahr 2018 für demokratische Werte und Vielfalt. Ob zu Bundestags-, Landtags-, oder Kommunalwahlen, die Initiative setzt sich mit Kampagnen und Projekten zu jeder Wahl für eine höhere Wahlbeteiligung ein. Auch zur Europawahl hat die Initiative eine eigene Kampagne aufgelegt. Auch für die Stadt Wolfhagen, Kooperationspartner der Demokratie-Initiative, ist das Projekt wichtig. „Engagierte Wahlhelferinnen und Wahlhelfer leisten einen bedeutenden Beitrag zur Demokratie. Durch die Ausbildung erhalten die Erstwahlprofis einen Blick hinter die Kulissen einer demokratischen Wahl und können andere zur Wahl begeistern und deren Glaubwürdigkeit steigern. Und wir gewinnen langfristig tatkräftige ehrenamtliche Unterstützung für die Durchführung von Wahlen“, so Dirk Scharrer, Bürgermeister der Stadt Wolfhagen.

Sena, Zara, Silvia, Philipp und Jacqueline wurden in einem mehrstündigen Workshop in Wolfhagen über die Europäische Union und den Ablauf der Europawahl geschult und erhielten ein offizielles Zertifikat. Die Schüler*innen aus Wolfhagen gehen deshalb nicht nur zur Europawahl am 09. Juni 2024, sondern sind nun auch ausgebildete Fachkräfte für Demokratie und werden anschließend direkt in den Wahllokalen der Stadt eingesetzt. „Ich möchte Wahlhelfer werden, weil ich finde es ist eine großartige Möglichkeit sich zu engagieren. Ohne Wahlen könnte eine Demokratie nicht funktionieren“, sagt Philipp.

Zusammen mit der Stadt Wolfhagen und dem Verein Politik zum Anfassen e.V. haben wir die Ausbildung zu Erstwahlprofis angeboten. Neben vielen wichtigen Informationen zur Europäischen Union haben die fünf Erstwahlprofis alle wichtigen Informationen zur korrekten Umsetzung einer freien, gleichen und geheimen Wahl erlernt. „Es ist meine erste Wahl. Als Wahlhelferin mache ich dann noch eine weitere Erfahrung. Man blickt hinter die Kulissen“, so Sena zum Abschluss.

Hintergrund zu Wahl:

Am 09. Juni 2024 können bis zu 64,9 Millionen Wahlberechtigte in Deutschland bei der zehnten Direktwahl des Europäischen Parlaments ihre Stimme für die Zukunft der Europäischen Union abgeben. Darunter rund 4,1 Millionen Unionsbürgerinnen und Unionsbürger, die in Deutschland wohnhaft, aber in einem anderen Herkunftsmitgliedstaat eingebürgert sind. Sie haben die Möglichkeit, ihr Wahlrecht zum Europäischen Parlament entweder in Deutschland oder in ihrem Herkunftsmitgliedstaat wahrzunehmen.

Um in Deutschland wählen zu können, ist ein Eintrag in das Wählerverzeichnis notwendig. Dieser Antrag muss entweder bereits zu einer Europawahl seit 1999 gestellt worden sein oder kann in der Gemeinde, in der man gemeldet sind, eingereicht werden. Erstmals dürfen zur Europawahl auch Jugendliche in der gesamten Europäischen Union ab 16 Jahren ihre Stimme abgeben.